Vorwort

kerzentierdynamit

Ich habe immer nach Gelb gesucht.

Kerzentiere gezeichnet.

Glückstexte verfasst und dem Trauerwind entweder die Stirn geboten oder einfach den Rücken zugewandt.

Habe dies öffentlich geteilt und viel Privates freigegeben.

Eins wollte ich, wollten wir nie tun:

Die blöde Geschichte um Nils Tod breit treten. Wir haben während der ganzen Zeit unserer Trauer parallel daran gearbeitet, dass aufgeklärt wird, warum er gestorben ist.

Und wie das passieren konnte.

Wir haben bis vor wenigen Wochen gedacht, wir könnten gegen die Berliner Charité Campus Virchow Klinikum etwas ausrichten. Denn wir haben leider einen sehr eindeutigen Fall auf unserem kleinen Waldfriedhof liegen. Und wir sind weder hysterisch, noch grössenwahnsinnig und auch nicht verzweiflungsverblendet. Wir sind relativ intelligent, haben einen guten Anwalt und eine Aktenlage, die keine Fragen offen lässt.

Wir dachten, wir könnten einfach den offiziellen Weg gehen und das alles seinen rechten Weg gehen wird. Die Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden und so.

Haha.

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat nun das Verfahren eingestellt.

Ich würde liebend gerne die Begründung hier zitieren.

Und das tue ich auch demnächst.

Aber da muss ich ein bisschen ausholen, damit man das versteht.

Es gibt für uns jetzt erst mal leider nur den Weg, über die Öffentlichkeit Druck aufzubauen. Ich hasse ja Wäsche machen. Dreckswäsche und so.

Wir sehen nun aber leider gar nicht ein, wie wir abgefertigt worden sind.

Deswegen gibt es hier ab jetzt Stück für Stück Wäscheleine.

Und ich habe zwar dieses mir ureigene harmoniesüchtige Grundbedürfnis, mich für die Schlechtigkeit der Welt zu entschuldigen, und niemanden damit zu belasten, aber da muss jetzt jeder durch, der hier liest. Wer nicht mag, guckt weg.

Kann ja ab und zu was Heiteres zwischen posten. Mache ich.

 

 

 

21 Kommentare zu „Vorwort“

  1. jedes wort fühlt sich falsch an…
    … will euch stark nennen, weil ich so sehr bewundere, wie ihr das durchsteht.
    … will euch hilfe anbieten, wobei ich gar nicht wüsste wie man das angeht.
    … will euch aufmuntern, wo ich doch so sehr verstehen kann, wenn ihr traurig sein wollt

    entsetzt, wütend, traurig… hier kullern tränen, ohne euren nils je persönlich kennengelernt zu haben. wie muss es erst euch gehen. wenn es etwas gibt, was man für euch tun kann… außer in gedanken dabei zu sein… gib bescheid!

    ganz liebe grüße
    julia

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  2. wie du siehst, hier waschen alle mit.
    manche dinge kann man nicht auf sich sitzen lassen. das geht nicht. sonst platzt man irgendwann. und die schlimmste zündschnur ist ungerechtigkeit. und noch schlimmer, wenn man auf das system gesetzt hat, weil man ja schließlich daran glaubt, dass es dafür gemacht ist, gerechtigkeit walten zu lassen.
    kraft und stärke, mut und energie – all das wünsche ich euch. und dann hoffentlich irgendwann eine zeit, in der man endlich mit damit abschließen kann.
    lasst euch nicht unter kriegen!
    die frau s.

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  3. …Dreckswäsche? Natürlich hasse auch ich Dreckswäsche zu waschen. Aber wer hat sie denn dreckig gemacht? IHR NICHT!
    Da kann das Ferkel/die Ferkel ( Ferkel-freundliches Synonym für wenig erquickliche Dreckverursacher eines Drecks der besonders tragischen Art) froh sein, dass jemand die Reinigung startet.
    Mut zum Waschen!
    Das ganze Gesundheitssystem ist dank der 1000 Einsparplanungen und Spardurchführungen nicht mehr arbeitstauglich, leistungsstark und geschweige denn menschlich. Und bei diesen traumatisierenden Erlebnissen habt Ihr/ hast Du die A-Karte gezogen und darfst auch noch auf das aufmerksam machen, wo jeder aufmerken sollte. Vorab sich zu entschuldigen, dass Ihr das tut, finde ich unsinnig, unangebracht. Vielmehr möchte ich Dich in Deinem Mut, Dinge beim Namen zu nennen bestärken. Also:
    Ein Teil der Kerzen (gelb) ist vom „Wummtich“ her gegen sonderbare Kerzen (rot) zu tauschen. Nein, nicht im realen Leben, mehr von der Kampfeskraft. Einfaches Beleuchten der Sch…. reicht offensichtlich nicht. Es muss den Ferkeln wohl erst um die Ohren fliegen.
    Da werde ich gerne mit hartnäckig
    Viel Kraft für viele Kerzen aller Art!
    LG
    Henrike

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  4. Wie gerne würde ich Dir ein hochdosiertes Waschmittel (in Krankenhauspackungsgröße…) schicken, das s o f o r t gegen dunkelste, tiefschwarze Machtstrukturflecken und allerhartnäckigste, klüngelige Verschleierung hilft, sodass Dir langes, mühsames Waschen nun erspart bliebe.

    Niemand guckt hier weg. Alle möchten Dich gerne unterstützen, irgendwie. Wahrscheinlich können wir Dir nicht direkt beim Waschen helfen- aber beim Wäsche aufhängen oder zumindest Wäscheleine halten und in die Welt hinaustragen vielleicht schon. Ganz egal, wie lange das dauern wird.

    Trotzdem wünsche ich Dir natürlich, dass das ein Buch mit wenigen und ganz kurzen Kapiteln wird. Dass Du schnell zum Epilog kommen darfst. Und zwar zu einem, den diese ganze unfassbare Geschichte verdient. Einem mit schließlicher Gerechtigkeit. Ohne Bitternis, aber mit ganz viel Licht und Gelb, das ungetrübt weiterstrahlen darf.

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  5. Ich weiss genau was du damit meinst , dass du niemand belasten willst. Aber richtig, wer nicht will schaut nicht hin oder eben weg.
    Ich lese schon lange deinen Blog, schon früher, als alles noch ok war. Ich habe mitgehofft und mitgeweint. Das was ihr erlebt habt und tragen müsst ist noch unfassbarer wenn man nun erfährt, das es auch anders hätte laufen können. Nein Melanie, das ist keine schmutzige Wäsche, das ist Realität, ohne rosa Wolken. Darüber zu berichten finde ich richtig und wichtig. Unvermögen, Unehrlichkeit, Feigheit dürfen nicht unterstützt werden.
    Viele liebe Grüsse

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  6. Schrei(b) alles hinaus in die Welt, vielleicht hilft es einem anderen, vielleicht auch nicht aber ich denke, es wird zumindest euch vielleicht gut tun, es los zu werden. Ich werde lesen und weiter an euch denken auch wenn ich sonst nicht wirklich etwas tun kann.
    Dani

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  7. Liebe Melanie,
    ich wünsche dir ganz viel Kraft, noch mehr als du sowieso schon hast. Und ich helfe gerne beim Wäschewaschen, wenn ich darf. Soetwas darf nicht im Verborgenen, im Stillen bleiben.
    Herzlichst alex.

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